Vun 1874 bis haut

Geschicht vun der Réimecher Musek

 

Vom "Bürger-Musik-Verein" Concordia zur Harmonie Municipale "Concordia"

Der Remicher Musikverein belegt in der Weltgeschichte nur ein kleiner Bruchteil der Jahrtausende, und wäre an und für sich nicht mehr wie alle diese Gesellschafts-Jubiläums,  wenn es nicht eine wirklich schöne Lokalgeschichte hätte, die aber auch über Remich hinaus interessiert, und als ein Beispiel bürgerlicher Einigkeit dienen kann.
  
An Hand einer protokollarischen Niederschrift vom 11. Oktober 1874 wurde der Ursprungsgedanke zur Schaffung des Bürger-Musikvereins CONCORDIA Remich im Saale des damaligen Bürgerkasino im Hotel Belle-Vue in Remich geformt.
 
Bedauerlicherweise liegt keine zusammenfassende Chronik über die vergangenen Zeiten vor.
Mit erlaubtem romantischem Träumen und in Anlehnung an die überlieferte Erzählung, besonders mit Übernahme der im Laufe der vergangenen 125 Jahre im Zusammenhang mit dem Vereinsleben überlieferten vereinsbetreffenden und menschlichen Verhältnissen und Vorkommnissen wäre dies eine wahrhaft reizvolle Aufgabe und Lektüre.

Allerdings und nach unbestätigten Angaben könnte es auch eine Reorganisation oder der erste Schritt zur Neubelebung eines schon seit den 1840er Jahre bestehenden Musik- und Gesangvereins gewesen sein.

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Chronist Lucien Klopp schrieb 1950

Im Jahre 1860 erbaute mein Vater das heutige Belle-Vue mit zwei großen Sälen, da der Plan gefasst war ein Bürger-Casino zu gründen, zu dem Zweck die Notablen und Geschäftsleute zu vereinigen, um der Stadt Remich eine Aufschwung zu geben. Hierzu benötigte es ganz großer und uneigennütziger Hingabe, und das hatten die damaligen Remicher zusammengebracht. 

Dieses Casino, das den Zweck hatte, Bürger und Geschäftsleute zu vereinigen, um der Stadt Remich einen neuen Aufschwung zu geben. Eine Art Syndicat d'Initiative. 

URKUNDE: 
"Die Stifter des, am elften Oktober ein tausend acht hundert vier und siebenzig zu Remich gegründeten "Bürger-Musik-Vereins" Concordia - sind nachbenannte unterschriebene acht Personen:


 ALTWIES Joseph, Kaufmann (Großvater des heutigen Präsidenten), 
BERRENS Emil, Gemeindesekretär (Vater von Alb. Berrens, Hofpianist, Luxemburg), 

GRETSCH Joseph Christian, Bürgermeister (Großvater von Weidenhaupt Joseph), 

KLOPP Mathias, Bauübernehmer (mein Vater), 

ROTHERMEL Jules, Friedensrichter, 

SCHMIT Joseph, Apotheker, 

SCHORN Ernest, Notarschreiber, 

VELTER Gustave, Kaufmann, 
 
alle wohnhaft zu Remich."

Hiermit war die Grundidee zur Bildung einer Musik-Gesellschaft festgelegt, die nun ausgebaut werden musste, und das geschah genau elf Tage später, am 22. Oktober 1874, bei einer großen General-Versammlung, wo etwa 200 Mitglieder aufgenommen wurden, und 82 sofort unterschrieben haben. Anschließend an diese memorable Versammlung wurde am selben Abend das erste Comité gewählt, wie aus der Urkunde hervorgeht:

BERRENS Emil, Gemeindesekretär, 

ROTHERMEL Jules, Friedensrichter, 

SCHEID Victor, Kaufmann, 

ULVELING Martin, Notar, 

VELTER Gustave, Kaufmann, 

alle wohnhaft zu Remich. 

Hier die Funktionen des Comités: 

VELTER Gustave, Präsident, 

BERRENS Emil, Sekretär, 

SCHEID Victor, Einnehmer.
Somit war der Verein definitiv gegründet, und der Winter 1874-75 lieferte die nötige Zeit um eine gute Musik für 75 auf die Beine zu stellen, was das Comit6 mit dem Bürger-Casino besorgte. Das Bürger-Casino zählte 65 feste Mitglieder aus allen Ständen, und die Einigkeit mit der Freigebigkeit scheuten nichts um von Anfang an Remich mit einer gut gesunden Musik zu dotieren, und die acht Gründungsmitglieder zogen mit den neu hinzugekommenen Musikern zum Ansporn mit durch die Straßen. Das war damals eine wirklich demokratisch zusammengestellte Gesellschaft, wo der Arbeiter und der Angestellte neben seinem Herrn oder Meister in Reih und Glied mitging und denselben Wert hatte. Und eben diese schöne Einigkeit ohne Vermögens- oder Rangunterschied ist der Ursprung dieser immer besser werdenden Musikgesellschaft, wovon die heutige ein frappantes Beispiel gibt, es ist noch immer die Frucht der ersten Bäume im ersten oder zweiten Glied, die denselben Ernst und dieselbe Arbeit mit Aufopferung so wie ihre Groß- und Urgroßväter heute zeigt, sowohl was das Comité als wie die Spieler anbetrifft - und deshalb sagen wir im Anfang, dass das Remicher Jubiläumsjahr durch seine schöne Geschichte von den anderen abweicht. 

Remich war ohne Zweifel die erste demokratische Ortschaft im vollsten Sinne. Herr und Diener - Diener und Herr am selben Gang, am selben Tisch; Bravo! so soll es weitergehen, die Nachfolger haben ein schönes Beispiel vor sich, sie sollen das Kind, das 1875 auf die Welt kam, so väterlich behandeln wie ihre Vorgänger, ihr Sprössling hat eine goldene Wiege gehabt, die Neuen werden sie auch zu ihrer Ehre in Stand halten.


 Es soll nun aber nicht mit dieser Rubrik gesagt sein, dass die acht Ersten die einzigen Urheber des Bürger-Musik-Vereins waren und die alleinigen Beförderer der Gesellschaft. Die damaligen ersten Mitglieder, die aus der General-Versammlung vom 22. Oktober 1874 hervorgegangen sind, haben denselben Anteil am Ruhm und Gedeihen der Concordia, denn sie waren ebenfalls mit Liebe und Aufopferung dabei. Beim Durchschauen der Unterschriften der Musiker vom 22. Oktober 1874 finden wir viele Namen von Männern von damals wo heute noch direkte Nachkommen leben, und die es sicher interessieren wird nach 75 Jahren zu hören, dass der Vater auch bei der Taufe des "Neugeborenen" aktiv dabei war, und so geben wir heute die Namen derjenigen Remicher Mitgründer von 1874, von denen die erste Generation noch lebt.

Eugène VELTER-LIMBURG, seine Tochter Madame Lamort-Velter; 

Jean-Pierre KLOPP, sein Sohn Joseph Klopp, Gipsermeister; seine Tochter Mme Bomb-Klopp; seine Tochter in Metz;
Mathias KLOPP, sein Sohn Lucien Klopp;

François WILLEMS, seine Tochter Witwe Meyers-Willems; seine Tochter Mme Leo Greiveldinger;
Mathias FONK (Fonke Metti), seine drei Söhne, seine Tochter Mme Stephany-Fonk (Eisebatts Aender); 
Theodor CLEMENT, sein Sohn in Remich, sein Sohn in Ettelbrück;
Robert FRIEDERICI, sein ältester Sohn Herrmann WEIDENHAUPT, sein Sohn Joseph Weidenhaupt;
Paul FIEDLER, sein Sohn Joseph Fiedler, sein Sohn Paul Fiedler in Schengen.
Diese Mitglieder, außer Klopp Mathias, standen alle 1875 in den Reihen der Mitspieler, und daneben sind noch etwa hundert Ehrenmitglieder im Buch, von denen heute auch noch eine ganze Anzahl direkte Nachkommen leben. Das alles beweist, dass Remich, und die Mosel überhaupt, ein gesundes Pflaster sein muss, da hier noch Hunderte als erste Nachkommen der als 1875 in Schwung getretenen Musik leben.
Es wird vielleicht auch interessant sein, den Werdegang der damaligen Musik sowie einige Namen der ersten Mitspieler und ihre Rolle wiederzugeben. 

Wie bekannt gab es anfangs nur etliche Musiker die wir ja kennen, und die nur ein Trompeter Corps bildeten, welche von Hanschke, einem Stabstrompeter aus Diedenhofen, ausgebildet wurde (Hanschke wurde mein Onkel durch Heirat mit der Schwester meiner Mutter) und nach und nach in eine Harmonie umgebaut wurde, je nachdem genug neue Kräfte heran gebildet waren, die an den Umzügen teilnehmen konnten.


Es wird vielleicht auch interessant sein, den Werdegang der damaligen Musik sowie einige Namen der ersten Mitspieler und ihre Rolle wiederzugeben.

Einer der besten Bläser war Fonk Mathias (''Fonke Metti"), der Schwiegervater von "Eisebatts Aender", er hatte die "charge" bei Brand die Alarm-Trompete zu blasen. Metti war auch der flotteste Servier-Garçon im Casino Bourgeois. Es waren die letzten Jahre des Militärdienstes, und Metti kam zu den Jägern nach Echternach. Bei seiner Rückkehr nahm er seinen Posten im Casino wieder ein, und in der Musik-Gesellschaft blies er dann Alto.
 Velter Jean-Pierre, der Onkel von Mme Lamort, hatte den großen Bass; Jean-Pierre und Mathias Klopp, Alto; Pitter Klopp (drei Brüder) die dicke Tromm; Velter Gustav, Piston; Berrens Emil, Tuba; Papa Biever trug die Fahne, ein richtiger Zouave. Diese Fahne, von den Remicher Damen gestiftet, war für ihn ein Heiligtum, nie hat er sie aus den Händen gegeben, und nach jedem Umzug oder Begräbnis trug er sie in seine Wohnung, wo sie neben seinem Bette in Sicherheit war. Wenn nach einem Ausgang die Gesellschaft ein Gläschen trinken ging, brachte Papa Biever vorher "seine" Fahne nach Hause, und wenn man ihn fragte, weshalb er die Fahne nicht mit ins Lokal bringe, sagte er stolz: "Meine Fahne trinkt nicht, und so soll sie auch nicht zusehen, wenn ihr Vater eins trinkt."
Dass so eine friedliche schöne Musikgesellschaft den Ärger einiger Remicher wach rief, ist nicht zu verwundern, und so versuchte eine handvoll Gegner die Concordia zu überflügeln und zu unterdrücken, und es entstand die sogenannte "Rote Musik", die nur den Zweck hatte das Spiel der "Weißen" zu sabotieren, was aber nicht annähernd gelang, da zu keiner Seite und in keiner Richtung "Atem" genug vorhanden war. Das Bürger-Casino mit seiner Musik antwortete auf keine Provokation, so dass bald die "Roten" nur mehr "rötlich" waren, und diese Gesellschaft in einem Fischschwanz endigte. 

Heute lebt noch immer die "Concordia" von 1875, und wie, sie hatte immer eine starke und der Lage gewachsene Direktion, ihre Comités waren gut gewählt, alle haben stets mit Freude und Hingabe für die Gesellschaft gearbeitet.
In einem anonymen Artikel (Ruus 1935) 



(1945-1975) 

1940 wurde die Remicher Concordia dann den Kreismusikzug Grevenmacher einverleibt. Dieser Musikzug brachte bei einer Feier im deutschen Grenzgebiet Hitler stark ins Schwanken. Auf dem Holzpodest auf dem das Konzert stattfand hatte man eine Büste des aufgestiegenen Malergesellen aufgestellt. Ein braver Musikant von der Mosel, der neben dem Gipsbild stand, schlug den Takt so kräftig mit dem Fuß, dass der Schnauzbärtige stark ins Wanken geriet. Ein schleunigst herbeigeeilter Fanatiker konnte das Konterfei seines Idols im letzten Moment vom Fall und Bruch retten; einige Jahre später ging trotzdem alles in Scherben. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg brach die schönste Zeit der musischen Gesellschaft an. 56 aktive Musiker brachten dem Vergnügen und Unterhaltung begehrenden Volk die nötige Zerstreuung. Man tat dies gern, gehörte es doch zu der schönen Mission eines Kulturvereins für die Unterhaltung zu sorgen. Auf der volkstümlichen Ebene sozusagen.
Die Remicher Harmonie Municipale gehört nicht nur zu den seltenen Vereinen, die ihr Jubiläum feiern können, sondern auch zu den wenigen Musikgesellschaften, die keinen Kiosk zur Verfügung haben. Schuld daran ist wohl die Moselkanalisation gewesen. Die Esplanade wurde neu angelegt und vor dem sich ausbreitenden Moselbett musste der Kiosk weichen.
 Und wurde nicht wieder ersetzt bis zur Einweihung der Place Dr Fernand Kons im Jahre 2005. So hatte die Harmonie bis zu diesem Tag kein Konzertdach über dem Kopf. Beim Bau des neuen "Centre d'enseignement" wurde jedoch ein Festsaal eingeplant, der mit dem ersten Hundertjahrfeierkonzert - durch die Differdinger Harmonie seine Feuertaufe erlebte (1975).
 Die Zahl der aktiven Mitglieder von 1975 war auf 36 gesunken, nicht zuletzt wegen des wachsenden Angebots an Freizeitbeschäftigungen Remich mit seinen rund 2.000 Einwohnern hat an die 15 Vereine von denen eine ganze Reihe nach außen hin attraktiver sind, wie etwa der Fußballverein. Früher war dies anders: Musik, Gesangverein vielleicht noch ein Sportverein und das Angebot war erschöpft. Hinzu kommen noch die stetig steigenden finanziellen Lasten.
  Eine Musikgesellschaft lebt von ihren Mitgliederbeiträgen, von ihren "Membres Donateurs" vom Hämmelsmarsch und von einem Muselfest. Diese Einnahmen müssen vom Vereinskassierer optimal ausgenutzt werden, was nicht immer leicht ist. Hervorzuheben der Idealismus der Aktiven, die einmal pro Woche ihre Freizeit opfern, um zu proben, neue Stücke unter der Leitung des Dirigenten einzuspielen. Am 23. Dezember 2000 erreichte die Konzertreihe der Concordia ihren Höhepunkt mit dem Abschlusskonzert der 125. Jahrfeier.